Braucht Hilden denn nun noch eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage?

21. November 2024 | Energiewende, Landwirtschaft, Lebensräume, OG Hilden

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, wurde auf Initiative des Bürgermeisters in den letzten Wochen in zwei öffentlichen Veranstaltungen diskutiert. Aus unserer Sicht haben sich keine schlüssigen Antworten finden lassen. Nun soll die Politik entscheiden, ob für ein 6,7 Hektar großes städtisches Grundstück in Karnap weitere Planungen erfolgen.

Freiflächen-PV-Anlage bei 3M in Hilden Bestehende Freiflächen-PV-Anlage bei 3M in Hilden  (C. Roth)

Die Nachteile für Hilden liegen auf der Hand:

  • Das Landschaftsbild im Naherholungsgebiet Karnap wird nachhaltig verändert. Statt freiem Blick über Wiesen und Felder gibt es demnächst Zäune und Hecken am Wegesrand.
  • Lebensraum für offenlandliebende Tiere gehen verloren. Heute kreisen über Karnap noch Greifvögel – diese werden zwischen PV-Modulen künftig keine Nahrung mehr suchen.
  • Dem in Karnap tätigen Landwirt gehen 10,5 Hektar Produktionsfläche verloren: neben knapp 4 Hektar für die Itter-Renaturierung weitere 6,7 Hektar für die PV-Anlage. Die Politik muss sich fragen lassen, ob es für Landwirte in Hilden keinen Platz mehr geben soll? Wer kümmert sich um die Wiesen und Felder in Hilden, wenn die letzten Landwirte aufgeben?
  • Die Böden in Karnap sind ertragreich und lohnend für die Landwirtschaft. Freiflächen-PV-Anlagen sollten dort errichtet werden, wo eine andere Nutzung unattraktiv oder unwirtschaftlich ist.
  • Der Landesentwicklungsplan sieht in Karnap eine Freiflächen-PV-Anlage vor, die von einem Landwirt mitgenutzt wird (sog. Agri-PV-Anlage). Dafür müssten die PV-Module auf höheren Gestellen oder in weiterem Abstand montiert werden. Die Kostenkalkulation der Stadtwerke (6,8 Mio Euro für 11,1 MWp) sehen so eine Anlage aber bislang nicht vor. Also wird es deutlich teurer!
  • Zwischen den Modulen soll eine artenreiche Magerwiese entstehen. Bei den ertragreichen Böden wird das nicht funktionieren.
  • Nach den jetztigen Vorstellungen sollen zwischen den PV-Modulen Tiere, z.B. Schafe weiden. Schon heute gibt es in Hilden keinen Bedarf für eine extensive Weidenutzung. Auf dem ehemaligen Segelfluggelände Kesselsweier findet sich kein Pächter für die Nutzung der Wiese. Wer soll die Fläche im Karnap bewirtschaften?
  • Die Anlage soll dazu beitragen, Hilden bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu machen. Der Jahresertrag von 9.900 Mwh ermögliche die Versorgung von rund 3.000 Haushalten.  Allerdings haben die Stadtwerke Hilden keinen Einfluss darauf, welcher Haushalt sich mit Hildener Strom versorgt lässt. Denn die Haushalte wählen ihren Stromversorger auf dem freien Markt. Und auch der Betreiber der FF-PV-Anlage entscheidet eigenständig, was er mit seinem erzeugten Strom aus der Anlage macht. Dass der in Hilden erzeugte Strom in Hilden bleibt, stimmt also nicht.

Unser Fazit: Hilden hat genug versiegelte Flächen. Und damit ein großes Potential nicht genutzter Dachflächen und Parkplatzflächen. Dieser Wertschöpfungsschatz sollte gehoben und gleichzeitig der Naherholungsschatz im Hildener Westen erhalten werden.

 

Zur Übersicht