Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie hören die Bundnessel, die Sendung der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf Radio Neandertal.
Die BUNDnessel gibt es zweimal im Monat: Jeden ersten Sonntag um 19 Uhr und jeden zweiten Montag im Monat, dann um 20 Uhr.
Liebe Hörerinnen und Hörer!
In Haan gibt es einen Biohof, in Hilden eine neue Obstwiese. In Monheim geht es weiter um den Sportplatz für Bayer 04 und in Ratingen um die Flughafenparker.
Man sollte in Deutschland den Strompreis in Zonen aufteilen und für ungesunde Nahrungsmittel weniger werben. Dazu die Meinung des BUND, wie man mit dem Wolf umgehen sollte.
Unsere Beiträge können Sie im Internet auf unserer Homepage nachlesen unter:
BUND-kreis-mettmann.de
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Wir wünschen viel Vergnügen.
Das war die BUNDnessel, die Sendung der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz auf Radio Neandertal. Am Sonntag dem 1. Juni um 19 Uhr gibt es die nächste Sendung.
Wenn Sie noch Informationen brauchen, sehen sie auf unserer Homepage nach. Die Artikel sind mit Quellen im Internet abrufbar. Klicken Sie an, informieren Sie sich, und sagen Sie uns Ihre Meinung unter:
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Im Studio waren Dorothee Kreder und Volker Förster. Für die Musik der heutigen Sendung bedanken wir uns bei DJ Teddy aus Erkrath.
Mein Name ist Götz-Reinhardt Lederer
Wir wünschen einen guten Abend!
Seit zwei Jahren gibt es den Biohof Groß Düssel, und er wächst stetig.
Haan. Nach dem Gemüsejahr ist vor dem Gemüsejahr: Was das bedeutet, weiß Tjomme Feige. Bis in den Dezember hinein haben die Feiges noch die Gemüsekisten ihrer Abokunden gefüllt und nun ist es auf dem Biohof „Groß Düssel“ längst schon wieder losgegangen mit frischem Bio-Gemüse. Und nicht nur das: Mittlerweile gibt es dort auch Käse, die Milch ist „in Planung“. Bald sollen auch wieder Schweine auf den Hof kommen, die dann in Sichtweite zu Ziegen und Hühnern ein artgerechtes Leben führen dürfen.
Was vor zwei Jahren als Familien-Lebens-Traum begann, hat sich längst zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Binnen kurzer Zeit waren die 100 Abokisten „ausgebucht“, in diesem Jahr sollen nochmal 40 Kisten dazukommen. Wer darauf Lust hat, sollte schnell sein, denn einen Hofladen für Gelegenheitskäufer gibt es auf dem Biohof „Groß Düssel“ nicht. Das soll auch erstmal so bleiben, die Feiges haben sich ganz bewusst für diesen Weg entschieden. Immer wieder werden Wünsche abgefragt und es wird geschaut, wie sie sich am besten umsetzen lassen.
Steht man auf dem Hof, wird schnell klar, warum das so gut funktioniert: Man kennt sich untereinander, Ideen werden ausgetauscht, immer wieder gibt’s was Neues, und vor allem hört man viel Lob. Wurde der Verkauf im letzten Jahr noch in der Scheune abgewickelt, gibt’s jetzt den neuen Hofladen. Die Eröffnung Anfang April war eine klassische „Punktlandung“, noch am Abend zuvor standen Tjomme und Ole Feige im Laden, um dort alles für den Verkauf herzurichten.
„Bei Abokisten sagen viele: ,Da bin ich raus‘“, weiß Tjomme Feige. Deshalb gibt es mittlerweile auch dafür ein neues Modell, das mehr Flexibilität möglich macht. Gab es im vergangenen Jahr beinahe ausschließlich eigenes Gemüse, dürfen die Kunden mittlerweile aus einem großen Angebot auswählen. Möglich wurde das durch eine Kooperation mit den Biohöfen aus dem Windrather Tal in Velbert, von dort kommt nun das, was auf dem eigenen Hof nicht angebaut wird, und der Käse aus der dortigen Käserei. Auch das Mehl wird im Windrather Tal gemahlen, neu sind auch die handgemachten Nudeln vom Halfeshof. Dafür bringen die Feiges die Eier der eigenen Bio-Freiland-Hühner ins Neandertal.
Apropos Hühner: Die kann man mieten, für den eigenen Garten. „Chicken on Tour“ nennt sich der Service, der auch von Senioreneinrichtungen oder Hospizen genutzt wird. „Wir schicken den Bauernhof zu den Leuten nach Hause“, sagt Tjomme Feige. Zum Abo gehört auch ein Kräuter-Abo, die abgeernteten Töpfe werden ausgetauscht und wieder „aufgepäppelt“. Auch die Bienenvölker sind längst unterwegs, ab Mai solls den ersten hofeigenen Honig geben.
Mehr als 70 Gemüsesorten bauen die Feiges mittlerweile selbst an, glücklicherweise sind die Schnecken in diesem Frühjahr ausgeblieben. Sollte sich das ändern, haben sie auf dem Biohof vorgesorgt: Bald sollen dort Laufenten dafür sorgen, dass das Gemüse in aller Ruhe wachsen kann.
Auf der Internetseite www.groß-duessel.de gibt es weitere Informationen.
WZ 24.4.25 Sabine Maguire
Der Streit um das geplante Bayer 04-Trainingszentrum in Monheim geht weiter: Der Regionalrat der Bezirksregierung Düsseldorf lehnt die Pläne ab
Der Plan für das Bayer 04-Leistungszentrum im Monheimer Süden steht weiterhin auf wackeligen Beinen. Zwar plant die Stadt Monheim eine Bürger-Informationsveranstaltung zur umstrittenen Ansiedlung an der Alfred-Nobel-Straße – doch aktuelle Entwicklungen auf Ebene des Regionalrats lassen Zweifel an der optimistischen Einschätzung der Stadt und des Bürgermeisters aufkommen.
In der offiziellen Einladung zum Infoabend schreibt die Stadt, dass man davon ausgehe, dass die Bezirksregierung für den selbst vorgeschlagenen Standort grünes Licht geben werde.
Beide Aussagen stellt nun eine gemeinsame Stellungnahme der Fraktionen CDU, SPD und FDP/FW im Regionalrat Düsseldorf klar in Frage. Demnach sei eine Zustimmung zum vorliegenden Planungsentwurf keineswegs absehbar – im Gegenteil: Die Fraktionen lehnen die bisher vorgestellten Planungen ausdrücklich ab. Zwar erkennen sie die „dringende Notwendigkeit“ eines neuen Trainingszentrums für den Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen grundsätzlich an, betonen aber gleichzeitig den hohen ökologischen Wert des betroffenen Grünzugs in Monheim.
Besonders brisant für die Monheimer Stadtspitze: Die Forderung des Bürgermeisters, als Ausgleich für den möglichen Flächenverlust neue gewerbliche Nutzungen in nordöstlicher Richtung bis zur Alfred-Nobel-Straße auszuweisen, wurde vom Regionalrat erneut klar abgelehnt.
Auf Nachfrage bestätigte Lisa Pientak, Erste Beigeordnete der Stadt Monheim, dass die Stadt weiterhin von einer grundsätzlichen Zustimmung der Bezirksregierung zum geplanten Standort ausgehe. Dieser sei ursprünglich „seitens der Bezirksregierung angeregt worden und wird ausdrücklich vom Regierungspräsidenten unterstützt.“
Für die Forderung der Fraktionen, die Planungen zu überarbeiten, sieht Pientak keine Notwendigkeit: „Seitens der Stadt bestehen keine Bedenken, das Planungsrecht so zu schaffen, dass die derzeitige Konzeption des Vereins realisiert werden kann“, so die Beigeordnete. Die Verantwortung für Anpassungen liege zudem bei Bayer 04 Leverkusen.
Das geplante Leistungszentrum soll auf einem über 20 Hektar großen Areal im Monheimer Süden entstehen – dort, wo bislang eine grüne Ackerfläche als Frischluftschneise, Rückzugsort für Tiere und Verbindung zwischen Rhein und Bergischem Land fungierte.
Christian Steinacker, Vorsitzender der Monheimer SPD, spricht von einem „ökologisch wertvollen Verbundbereich“, der geopfert werde – für das Image eines Vereins, der nicht einmal aus der Stadt stamme.
Mit dieser Haltung steht die Monheimer SPD längst nicht allein da. Bereits seit Monaten formiert sich zivilgesellschaftlicher Widerstand. Eine Petition mit dem Titel „Erhalt Monheimer Grünfläche – Kein Bayer 04 Leistungszentrum“ hat bereits rund 1800 Unterschriften gesammelt.
WZ 26.4.25 Florian Teichert
Anlässlich des bundesweiten Tags des Wolfs am 30. April stellt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland seine zentralen Forderungen und Standpunkte zum Umgang mit dem Wolf in Deutschland vor.
Im Mittelpunkt steht das Ziel, ein konfliktarmes Nebeneinander von Wölfen und Weidetieren zu ermöglichen und dabei den Schutz der Artenvielfalt zu sichern. Eine generelle Bejagung des Wolfs lehnt der BUND ab.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Die Behauptung, dass Wölfe in Deutschland für Menschen eine Gefahr darstellen, widerspricht den Erfahrungen seit der Rückkehr des Wolfs nach Deutschland. Auch dass die Bejagung des Wolfs zu weniger Nutztierrissen führt, ist falsch: Das Ausmaß der Nutztierrisse wird durch die Qualität des Herdenschutzes bestimmt und nicht durch die Zahl der Wölfe.“
Der BUND fordert:
- Herdenschutz muss vollständig gefördert und unbürokratisch finanziert werden – inklusive Material, Arbeitsaufwand und laufenden Kosten.
- Entschädigungszahlungen bei Wolfsrissen müssen schnell und unkompliziert erfolgen. Die wirtschaftliche Situation der Weidetierhaltung, insbesondere von Schäfer*innen, muss verbessert werden.
- Die Herdenschutzmaßnahmen müssen bundesweit vereinheitlicht, regelmäßig evaluiert und durch professionelle Beratung unterstützt werden.
- Problematische Wölfe, die wiederholt ordnungsgemäßen Herdenschutz überwinden, können im Einzelfall entnommen werden. Eine flächendeckende Bejagung bleibt ausgeschlossen.
Der Wolf ist ein wichtiger Bestandteil der heimischen Biodiversität und trägt zur Stabilisierung der Wildbestände bei. Seine Rückkehr ist ein Erfolg für den Naturschutz. Die Zahl der Nutztierrisse lässt sich durch konsequenten Herdenschutz und gezieltes Wildtiermanagement deutlich reduzieren. Nur mit gesellschaftlicher Akzeptanz, klaren politischen Rahmenbedingungen und fairer Unterstützung der Weidetierhaltung kann das Zusammenleben von Mensch, Weidetier und Wolf gelingen.
Pressemitteilung 29. April 2025 BUND-Pressestelle
Hilden
Im Herbst vergangenen Jahres wurden auf einer rund 15 000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Hofstraße und Eisenbahntrasse insgesamt 51 Obstbäume gepflanzt. Es sind 24 Apfelbäume, zehn Birn-, zehn Pflaumen- und sieben Kirschbäume. Dabei handelt es sich überwiegend um alte Obstsorten, die künftig nicht nur Früchte liefern sollen, sondern auch als Nahrungsquelle und Unterschlupf auch zur Artenvielfalt beitragen.
Herbert Hönes und seine Frau sind zwei der vielen Helfer. Beide sind Mitglieder im Naturschutzbund. Warum? „Es gibt immer wieder Projekte, bei denen es Spaß macht, mitzumachen“, antwortet Herbert Hönes. Und seine Frau ergänzt: „Es ist schön, den Prozess mitzuerleben, wie die Wiese gepflanzt wurde, und jetzt, wie die Stämmchen wachsen werden.“ Hilden sei eine der am dichtesten besiedelten Städte, da sei es „toll, wenn etwas wachsen kann und grün ist“, finden sie.
Mitglieder des Nabu übernehmen die Pflege der Wiese
Dass der Standort der Streuobstwiese richtig gewählt ist, habe ein „Bio-Blitz“ offenbart, bei dem tier- und pflanzenkundige Mitglieder des Nabu gleichsam eine Inventur der Natur vornahmen: „Dabei wurden auf dem Gebiet rund um die Streuobstwiese 160 Arten festgestellt“, berichtet Andreas Metzmacher vom Nabu Hilden, den die Umstehenden als die Seele des Projektes beschreiben, weil er es mit viel Zeit, Arbeit und Energie vorantrieb.
Auch Hobby-Imkerin Bianca Schäfer hat einen besonderen Bezug zu der Wiese, sorgen doch fünf ihrer sieben Bienenvölker künftig dafür, dass die Blüten in der Umgebung und damit auch die der Bäume bestäubt werden. Bürgermeister Claus Pommer, der das Projekt in seiner Rede als „tolles Beispiel für das bürgerschaftliche Engagement in unserer Stadt“ würdigte, gab sich hoffnungsvoll, dass womöglich bereits in diesem Jahr die Apfelbäume erstes Obst tragen. „Alle Bäume sind auch gut angegangen“, berichtete er. Doch andere glauben, dass es erst in einigen Jahren so weit ist.
Dabei soll nicht alles Obst entnommen und, ähnlich wie in der Urdenbacher Kämpe, zu Saft verarbeitet werden. Denn um dem naturnahen Gedanken Rechnung zu tragen, sollen Äpfel, Pflaumen, Birnen und Kirschen auch liegen bleiben, hieß es. „Streuobstwisen bieten zahlreichen, zum Teil gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum“, erläutert Andreas Metzmacher vom Nabu Hilden. Die Pflege des Geländes – dazu gehört auch, dass die Wiese mit dem Traktor gemäht werden muss – übernehmen zum einen Mitglieder des Nabu Hilden. Denn die Wiese „kann man nicht sich selbst überlassen“, erklären Bianca Schäfer, Alexandra Heinen und Edith Hägele. Die Bäume müssen beschnitten und mitunter auch bewässert werden, der Bereich um den Stamm muss in den ersten Jahren von Gras und anderen Pflanzen freigehalten werden. Und „jede Woche“, so berichtet Imkerin Bianca Schäfer, müsse sie jetzt vor Ort bei ihren Bienenvölkern nach dem Rechten sehen. Das dient zugleich womöglich dem Diebstahlschutz: Nicht weit von hier, so erzählen die Umstehenden, seien schon mal Gehölze gestohlen worden.
Quelle: WZ 30.4.25 Alexandra Rüttgen
Der Strompreis im deutschen Großhandel kennt keine regionale Differenzierung. Die Übertragungsnetzbetreiber wollen das ändern
Deutschlands Strommarkt müsste idealerweise in bis zu fünf regionale Zonen aufgeteilt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine von den europäischen Übertragungsnetzbetreibern präsentierte Analyse der europäischen Großhandelsmärkte. Aktuell nämlich gibt es in Deutschland – anders als etwa in Norwegen oder Schweden – an der Strombörse nur einen landesweiten Einheitspreis. Das führt immer wieder zu erheblichen Marktverwerfungen.
Politisch ist das ein heißes Eisen, weil eine Aufspaltung in mehrere Zonen dazu führen würde, dass der Strompreis je nach örtlichem Angebot und örtlicher Nachfrage regional zeitweise unterschiedlich hoch sein kann. Die Politik schreckt deswegen davor zurück: „Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest“, heißt es auch im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD. Spötter nennen dies „das Prinzip Kupferplatte“: Man tut einfach so, als könne der Strom jederzeit in jeder Menge von überall an jeden Ort im Land fließen.
Weil das natürlich nicht der Fall ist, zeigen die Analysen der Stromwirtschaft, dass eine Aufteilung der deutschen Preiszone in fünf Regionen unter den analysierten Alternativen wirtschaftlich am besten abschneidet. Ein solcher Neuzuschnitt des Stromhandels wäre freilich mit Aufwand verbunden. Deshalb plant der europäische Dachverband der Transportnetzbetreiber, drei bis fünf Jahre für die Umsetzung ein.
Ein plastisches Beispiel, wie Stromspeicher durch falsche Preissignale fehlgeleitet werden, liefert immer wieder das Schluchseewerk im Schwarzwald: Das Pumpspeicherkraftwerk pumpt nämlich Wasser den Berg hinauf, wenn Strom in Gesamtdeutschland im Überfluss vorhanden und damit billig ist – selbst dann, wenn zugleich im Südwesten ein Engpass herrscht und Strom dort eigentlich teuer sein müsste. Ökonomen sprechen von Fehlallokationen.
Entscheidet sich Deutschland für eine Änderung der Gebotszone, muss zusammen mit den betroffenen Nachbarländern innerhalb von sechs Monaten darüber einstimmig entschieden werden. Gelingt der Konsens nicht, übernimmt die Europäische Kommission das Verfahren.
Vor allem die südlichen Bundesländer, die tendenziell knapp mit Strom versorgt sind, stellen sich bereits gegen die Pläne – die Parteizugehörigkeit rückt dabei in den Hintergrund. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte kürzlich: „Unser Land darf nicht gespalten werden.“ Für Baden-Württemberg teilte das grün geführte Umweltministerium mit, es sei „der Erhalt der einheitlichen deutschen Stromgebotszone einer Trennung vorzuziehen. „Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest“ so die Groko
Doch es ist klar, dass regionale Interessen in den Hintergrund rücken und eine entscheidende Rolle im weiteren Verlauf die EU spielen wird – und mehr als bisher auch die Physik.
Taz 29.4.25 Bernward Janzing
Immer mehr auch illegale Flughafenparker plagen massiv die Bürger des Stadtteils Tiefenbroich und sorgen für viel Ärger. Nun hat sich ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will, in einem ausführlichen Schreiben zu Wort gemeldet. Sein Vorwurf: Die Stadt greife nicht entschlossen und nachhaltig genug durch.
Die Stadt Ratingen überlasse den Parkserviceanbietern dauerhaft und unentgeltlich Stellflächen im öffentlichen Straßenraum, die dort unternehmerisch tätig seien und regelmäßig hohe umsatzsteuerpflichtige Einnahmen erwirtschafteten. In diesem Zusammenhang regt der Anwohner die Einführung einer Steuer für Parkserviceanbieter an, Ein Rechtsgutachten soll klären, ob das Geschäftsmodell der Parkservice-Anbieter legitim ist.
Die drei Stadtteile Ratingen West, Tiefenbroich und Lintorf leiden seit Jahren unter Flughafenparkern – und das nicht nur in der Hauptreisezeit. „In unserem Antrag geht es um eine neue Herangehensweise an dieses Thema. Es geht uns um eine juristische Klärung, ob das Geschäftsmodell, die gewerbliche Vermietung des öffentlichen Parkraums gegen Entgelt zur Gewinnerzielung, zulässig ist. Bei diesem Geschäftsmodell stellt sich doch die Frage, ob das eine Sondernutzung des öffentlichen Parkraums darstellt“, erklärte Ina Bisani Ratsfrau aus Tiefenbroich.
Rund 26 Parkserviceanbieter im Ratinger Stadtgebiet sind ein Indikator dafür, wie lukrativ das Parken im öffentlichen Raum für Parkserviceanbieter ist. Hans Rau, Ratsherr für Ratingen West, rechnete vor: „Bei einem stichprobenartigen Check der Parkkosten für ein Auto für eine Woche haben wir Kosten zwischen 250 bis 300 Euro ermittelt. Mit einer simplen Hochrechnung sind das insgesamt 1000 Autos am Tag. Bei Kosten von 250 Euro für ein Auto pro Woche werden in der Woche insgesamt 25000 Euro erwirtschaftet.“
Auch Oliver Thrun, Ratsherr für Lintorf positionierte sich eindeutig: „Wir wollen diese Situation in unseren Stadtteilen nicht länger hinnehmen und erhoffen uns von einer fundierten, juristischen Klärung der Situation nachhaltige Maßnahmen, um die Flughafenparker aus unseren Wohnstraßen zu verbannen.“
Das Problem mit den Parkern gibt es wie gesagt seit vielen Jahren. Damals traf es vor allem den Stadtteil Ratingen West mit voller Wucht: Flughafen-Parker blockierten einige Straßen im Stadtteil. Anwohner beschwerten sich massiv. Es war die Rede von 150 bis 160 Fahrzeugen, die offenbar von Firmen abgestellt wurden, die die Fahrzeuge der Fluggäste entgegengenommen haben. Brennpunkte waren die Berliner Straße, die Brandenburger Straße und die Hubert-Wollenberg-Straße. Besonders in der Ferienzeit ist das Problem gravierend: Es handelt sich um Pkw von Reisenden, die Parkgebühren sparen wollen, teilweise werden aber auch ganze Straßenzüge von Parkfirmen zugestellt, die mehr Aufträge annehmen, als tatsächlich Plätze auf dem eigenen Firmengelände vorhanden sind.
Quelle WZ 29.4.25, Norbert Kleeberg
Übermäßiger Fleisch- und Zuckerkonsum kosten die Allgemeinheit Milliarden
Fleischkonsum ist keine Privatangelegenheit: Er kostet die Allgemeinheit viel Geld und riskiert unumkehrbare ökologische Schäden. Das unterstreicht eine aktuelle Studie des Thinktanks Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft kurz FÖS.
Laut dem Report verursacht der übermäßige Verzehr von Schweine- und Rindfleisch allein in Deutschland jährliche volkswirtschaftliche Gesundheitskosten von etwa 16 Milliarden Euro. Hinzu kommen Umweltkosten für die Fleischerzeugung in Höhe von 21 Milliarden Euro pro Jahr. Letztere ergeben sich aus Treibhausgasemissionen, die die Erderhitzung anfeuern, aus Stickstoffemissionen, die Wasser, Böden und Ökosysteme belasten, oder aus dem unwiderruflichen Verlust an Artenvielfalt durch den exzessiven Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel.
„Die Folgekosten unserer Ernährung sind enorm“, sagt Beate Richter vom FÖS. Sie hat die Studie im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace erstellt. Rechne man die durch übermäßigen Zuckerkonsum entstehenden Gesundheitskosten von etwa 12 Milliarden Euro jährlich hinzu, seien die versteckten Kosten der Ernährung in Deutschland mit knapp 50 Milliarden Euro fast so hoch wie der aktuelle deutsche Verteidigungsetat.
Der Verzehr von zu viel Zucker kann zu Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, oder Karies führen. Eine fleischlastige Ernährung kann ebenso Diabetes verursachen und erhöht zudem das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen.
Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge, ist der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Deutschland in den letzten Jahren leicht rückläufig. Im Jahr 2023 lag er bei 51,6 Kilogramm. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kurz DGE empfiehlt jedoch lediglich 15,6 Kilogramm. Zudem vernaschen die Menschen in Deutschland mit 33,2 Kilogramm pro Person pro Jahr fast doppelt so viel Zucker wie von der DGE empfohlen.
„Würden diese bislang versteckten Folgekosten in den Supermarktregalen für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar, könnten Konsum und Produktion nachhaltiger und wirtschaftlicher werden“, sagt Frau Richter. Eine Möglichkeit, diese Transparenz zu schaffen: den Kosten entsprechende Steuern auf ungesunde Lebensmittel. Umgekehrt könnten jedoch auch steuerliche Entlastungen auf gesunde, wenig verarbeitete Lebensmittel dazu beitragen, nachhaltige und gesunde Ernährungsgewohnheiten zu fördern.
Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, sieht dafür ebenso einen erheblichen Hebel in der deutschen Steuerpolitik. Es sei „ziemlich verrückt“ sagt er, dass die Bundesregierung jährlich etwa 5 Milliarden Euro aufwende, um Fleisch- und Milchprodukte durch eine reduzierte Mehrwertsteuer zu entlasten, und so die Probleme des bestehenden Ernährungssystems gar fördere. Das müsse sich ändern.
Zudem brauche es mehr Regeln für die Werbung. Werbespots und Anzeigen dürften keine schöne Welt mehr vorgaukeln, sondern müssten über die Auswirkungen ihrer Produkte für Gesundheit und Umwelt aufklären, so Lambrecht.
Taz 30.4.25 Matthias Lambrecht, Greenpeace