Kreisgruppe Mettmann
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Kreisgruppe Mettmann

Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie hören die Bundnessel, die Sendung der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf Radio Neandertal.

Die BUNDnessel gibt es zweimal im Monat: Jeden ersten Sonntag um 19 Uhr und jeden zweiten Montag im Monat, dann um 20 Uhr.

In Mettmann und Wülfrath geht es um Wohnungen, in Ratingen um die Pflichten der Hausbesitzer.

Erkrath hat sich entschlossen den Wald anders zu behandeln. Darüber hinaus sind die Wasserverbräuche der Industrie, die Windkraft und gebrauchte Handies unsere Themen.

Unsere Beiträge können Sie im Internet auf unserer Homepage nachlesen unter:

BUND-kreis-mettmann.de

Wir wünschen viel Vergnügen.

 

Das war die BUNDnessel, die Sendung der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz auf Radio Neandertal. Am Sonntag dem 1 Oktober um 19 Uhr gibt es die nächste Sendung.

Wenn Sie noch Informationen brauchen, sehen sie auf unserer Homepage nach. Die Artikel sind mit Quellen im Internet abrufbar. Klicken Sie an, informieren Sie sich, und sagen Sie uns Ihre Meinung unter:

BUND-kreis-mettmann.de

Im Studio waren Dorothee Kreder und Volker Förster. Für die Musik der heutigen Sendung bedanken wir uns bei DJ Teddy aus Erkrath.

Mein Name ist Götz-Reinhardt Lederer

Wir wünschen einen guten Abend!

Mettmann

Die Türen, Flure und Zimmer breit genug für Rollatoren und Rollstühle; ein Bad mit Dusche ohne Stufe und Stolperstellen – also wirklich barrierefrei. Aufzüge und Rampen statt schier unbezwingbarer Treppen: So sollten Wohnungen aussehen, in denen sich Senioren wirklich zu Hause fühlen können. Doch die gibt es in Mettmann und im gesamten Kreis viel zu wenig, kritisiert die Gewerkschaft IG BAU. Sie warnt vor der „grauen Wohnungsnot“ und rechnet hoch, dass im gesamten Kreis Mettmann spätestens Anfang 2040 rund 20 000 Seniorenwohnungen gebraucht werden.

Spätestens dann würden laut Prognosen rund 125 000 Frauen und Männer im Kreis Mettmann zur Altersgruppe 67plus gehören – noch einmal 18 000 Menschen mehr als zurzeit.
Der enorme Bedarf an altengerechten Wohnungen ist jedoch bereits vorhanden, wie das Beispiel Mettmann zeigt. Dort ist rund ein Drittel der gut 39 000 Einwohner mehr als 55 Jahre alt und hat einen enormen Beratungsbedarf, wie die Wohn- und Pflegeberatung im Rathaus weiß. Allein im Jahr 2022 wurden 1444 Beratungsgespräche geführt.

Den Begriff der „grauen Wohnungsnot“ leitet der Bezirksvorsitzende der IG BAU, Uwe Orlob, sowohl aus den aktuellen als auch aus den prognostizierten Zahlen her. Zudem kämen jetzt die geburtenstarken Jahrgänge ins höhere Alter. Steigende Kosten fürs Wohnen träfen auf ein sinkendes Rentenniveau. Mieter seien davon genauso betroffen wie Menschen mit Wohneigentum, wenn beim Einfamilienhaus oder bei der Eigentumswohnung Sanierungen fällig würden. „Wenn die Wohnkosten weiter in dem Tempo der letzten Jahre steigen, werden viele Senioren, die damit heute längst noch nicht rechnen, ihren Konsum einschränken müssen. Ältere Menschen werden die hohen Mietpreise oft kaum noch bezahlen können. Deshalb werden auch im Kreis Mettmann künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so Orlob.

Da sich angesichts hoher Baukosten und hoher Zinsen der Neubau zurzeit nicht mehr lohnt, fordert der Gewerkschafter staatliche Anreize, um vermehrt altengerechte Wohnungen bauen zu können. Die Wohnungskonzerne sollten per Gesetz verpflichtet werden, mindestens jede fünfte ihrer Wohnungen so umzubauen, das sie den Seniorenbedürfnissen gerecht werden.

Einen individuellen Ansatz vertritt die Wohn- und Pflegeberatung in Mettmann. Oliver Pahl und Petra Brinkmann-Schulte besuchen neue Ratsuchende nach Möglichkeit in den eigenen vier Wänden. Nur so könne man sehen, was der Bedarf sei.


Um dem Mangel an Seniorenwohnungen begegnen zu können, soll auch der Tausch von Wohnungen forciert werden. Während junge Familien in beengten Verhältnissen leben, bleiben Senioren lange in zu großen Wohnungen und Häusern – aus einem Mangel an Alternativen. Durch einen Tausch der Wohnungen könnte beiden Seiten geholfen werden.

WZ 16.8.23 Dirk Neubauer

Ratingen

Dort wächst ein Grasbüschel zwischen den Gehwegplatten, dort lange Grashalme entlang des Zauns vor dem Grundstück. Löwenzahn blüht im Rinnstein und selbst kleine Bäume siedeln sich an. Wer mit offenen Augen durchs Stadtgebiet und vor allem durch die Wohnviertel geht, sieht es immer häufiger: das unerwünschte Unkraut, das auf Gehwegen und an Straßenrändern sprießt. Was die einen nicht stört, ist aber möglicherweise dem Nachbarn ein Dorn im Auge. Mitglieder der Bürger Union wurden unlängst von vielen Bürgern darauf aufmerksam gemacht, dass manche Grundstückseigentümer und Anwohner die ihnen nach der gültigen Straßenreinigungssatzung der Stadt Ratingen obliegende Pflicht zur regelmäßigen und gründlichen Reinigung des öffentlichen Verkehrsraumes nicht nachkommen.

Für die Sauberkeit von Gehwegen und Straßen hat die Stadt eine Satzung erlassen, die genau regelt, was die Grundstückeigentümer zu reinigen haben und wie oft, wie Petra Bachhuber von der Stadtverwaltung erklärt. Dazu gehört zum einen die Straßenreinigung, sofern die entsprechende Straße nicht von der Stadt mit einer Kehrmaschine gesäubert wird. Eine Liste der entsprechenden Straßen ist der Satzung beigefügt. Denn dort zahlen die Anwohner auch keine Straßenreinigungsgebühren an die Stadt. Und so gilt für die Anlieger dieser Straßen: Einmal in der Woche muss die Fahrbahn bis zur Hälfte gefegt werden, die andere Hälfte übernimmt der Nachbar gegenüber. Sofern es kein Gegenüber gibt, muss die gesamte Fahrbahn gesäubert werden. Dazu gehört auch die Entfernung von Unkraut im Rinnstein.

„Der Bürgersteig soll nach Bedarf gereinigt werden“, sagt Petra Bachhuber, da dort in der Regel nicht so viel Schmutz anfalle, wie auf der Straße. Und auch dort beinhaltet die Reinigungspflicht das Entfernen von Unkraut. „Wird das nicht eingehalten, können wir das gesetzlich einfordern“, sagt Bachhuber. Allerdings schickt die Stadt keine Kontrollen durch die Straßen, sondern erst dann, wenn es Beschwerden gibt. Und auch dann wird die Sache in der Regel im gütlichen Gespräch geregelt.

Das gleiche Prozedere gilt übrigens auch für Straßen und Gehwege, für die die Stadt zuständig ist. Um alle Bürger noch einmal an die Reinigungspflicht zu erinnern, schlägt die Bürger Union vor, im Rahmen der Versendung der jährlichen Gebührenrechnungen das Thema aufzugreifen und entweder mittels Informationstext oder Infoflyer die Grundstückseigentümer über ihre Pflichten zu informieren.
Wer sich umfassend über die Straßenreinigung informieren möchte, findet die Satzung unter

www.stadt-ratingen.de/ortsrecht/700.pdf

WZ 18.8.23 Marita Jüngst

Chemieriesen verbrauchen enorme Wassermengen
BUND veröffentlicht interaktive Karte dazu

Entnahmen haben schwerwiegende Folgen für Grundwasser und Böden

  • Hinzu kommen Salz- und Schadstoffeinleitungen in Fließgewässer
  • Behörden geben stark lückenhafte Daten über Wasserrechte heraus

 

Trotz des Regens im Juli und August sind die Böden stark ausgetrocknet. Immer heftigere Dürreperioden sind ein deutliches Zeichen der Klimakrise. Daneben hat Trockenheit noch andere Ursachen. In seiner letzten Folge der Serie Trockenheit blickt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die Industrie: Neben Energieversorgern und der Metallindustrie sind Chemieparks und -werke die größten Wasserverbraucher – mit schwerwiegenden Folgen für Grundwasser und Böden.

Angelika Horster, Landesarbeitskreis Wasser NRW: „Chemieunternehmen sind mitverantwortlich für die gravierenden Folgen an Wasser und Boden. Viele ihrer Wasserrechte laufen derzeit aus. Doch sie halten bei neuen Anträgen an ihren hohen Entnahmen fest. Mit gesetzlicher und politischer Rückendeckung werden weiterhin Gewinninteressen von Unternehmen über Umweltbelange gestellt.“

Der BUND-Landesarbeitskreis hat die Bezirksregierungen Düsseldorf und Detmold um Informationen aus dem Wasserbuch gebeten. In dieser Datenbank werden Wasserrechte und deren Inhaber erfasst. Aus den teilweise lückenhaften Antworten entwickelten die Arbeitskreis-Mitglieder eine interaktive Karte. Aus ihr geht hervor, wer wo welche Wassermengen entnehmen darf, also die Wasserrechte. Diese können von den tatsächlichen Entnahmen abweichen. Drei Beispiele aus der Chemiebranche:

  • Currenta Krefeld: 182.950.000 m³/Jahr das entspricht demWasserverbrauch der 3,9 Millionen Menschen in Berlin
  • Currenta Dormagen: 116.000.000 m³/Jahr Das entspricht Wasserverbrauch der Bürger*innen in den Ruhrgebietsstädten Krefeld, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund
  • Solvay Wesel: 44.500.000 m³/Jahr ≙ Wasserverbrauch der Kölner Bevölkerung

Die riesigen Wassermengen werden für die Produktionsprozesse und zu Kühlungszwecken verwendet. Teilweise verdunstet das Wasser, wird erwärmt und mit Salzen sowie anderen Stoffen belastet in die Flüsse eingeleitet. Bei Hitze und Trockenheit nimmt die Schadstoffkonzentration zu. Ein Beispiel für schädliche Chemie-Einleitungen ist die BASF Schwarzheide GmbH in Brandenburg. Obwohl der Fluss Schwarze Elster bereits Mitte Juni ausgetrocknet war, leitete das Unternehmen sein Abwasser weiter hinein. Unvergessen ist auch das Fischsterben in der Oder durch Salzeinleitungen im Frühjahr. Politik und Verwaltungen ziehen sich auf Paragrafen zurück und verweisen ebenso wie die Unternehmen auf Genehmigungen. 

BUND-Forderungen:

  • Transparente Darstellung aller Wasserentnahmen in öffentlich zugänglichen Datenbanken
  • Wassersparpolitik – auch in der Chemieindustrie
  • Anpassung der Genehmigungsbescheide an verringerte Flusswasserführung und erhöhte Anforderung an Stoffkonzentration


Quelle: BUND 17.8.23

Erkrath

Beim gut besuchten Ortstermin mit Förster Georg Windmeier im Willbecker Busch wurden die kapitalen, teils schon über 160 Jahre alten Buchen mit einigem Respekt betrachtet. Als Hochdahl in den 60er-Jahren städtisch wurde, hatten Planer die wenigen noch vorhanden Waldflächen größtenteils geschont und als Erinnerung an die ländliche Vergangenheit des Gebiets integriert. Ein Glücksfall für die neue Stadt. Doch 80 bis 90 Prozent der Baumriesen schwächeln mittlerweile erheblich an Ästen und Kronen.

Buchen gelten als nachtragend, sie verzeihen keine allzu heißen und trockenen Sommer. Der Nachwuchs, den sie selbst ausgesät haben, wächst aber schon heran, darunter „einige zukunftsfähige Bäume“, wie Förster Windmeier befand. Er hat erst kürzlich übernommen und Pläne für den Busch; er will etwa alle zehn Meter einen sogenannten Zukunftsbaum aussuchen und von bedrängenden Nachbarbäumen befreien, damit der Auserwählte besser, gerader wachsen kann.

Ob es denn überhaupt Eingriffe brauche, wenn die Stadt keine ökonomischen Ziele mit ihren Wäldern verfolge, sondern Naherholung im Blick habe, kam schnell als Frage auf. Försterin Renate Späth, auch Mitglied im städtischen Umweltausschuss, bekam viel Zuspruch für ihr Plädoyer, den Wald doch einfach sich selbst zu überlassen und totes Holz, auch stehendes, nicht auszuräumen, sondern als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.

Ein Durchforsten der Altbestände würde dem Boden schaden und am Ende womöglich das Gesamtgefüge destabilisieren. „Wollen wir das?“, fragte Späth. Dem Wald nachzuhelfen sei nicht nötig, das Buchensterben nehme eher noch Fahrt auf, wenn die Bäume lichter ständen, weil Nachbarn herausgenommen würden.

Was Waldarbeit mit schwerem Gerät anrichtet, konnten die Besucher an Schneisen im Busch erkennen, auf denen zwar noch etwas wächst, etwa Brombeerbüsche, aber nichts mehr in die Höhe. Der Boden dort gilt als unumkehrbar verdichtet, Jungbäume haben keine Chance. Förster Windmeier betonte zwar, für aktuelle Arbeiten nur die alten Rückegassen verwenden und so viel Totholz wie möglich liegen lassen zu wollen. Doch die Erinnerung an die forstwirtschaftlichen Sünden der Einschlagsmaßnahmen im Willbecker Busch vor 13 Jahren ist bei der Politik und älteren Anwohnern offenbar noch lebendig genug, um neue Wege einzuschlagen.

Der Ausschuss für Umwelt hat sich daher ein Positionspapier von Försterin Renate Späth zum unersetzlichen Ökosystem alter Buchenwald zu Herzen genommen – und dem von der Stadt vorgelegten Forstwirtschaftsplan eine Absage erteilt.


Die Wälder in Erkrath werden sich in jedem Fall in der Zukunft verändern, auch wenn sie sich selbst überlassen bleiben. „Jüngere Bürger werden noch ganz andere Waldbilder sehen. Die Wälder werden auf jeden Fall niedriger“, sagt Försterin Späth.

WZ 17.8.23 Cordula Hupfer

Es wird geputzt, gelöscht und geschraubt − schließlich soll das einst gebrauchte Smartphone top aussehen, wenn es beim neuen Besitzer ankommt. Immer mehr Anbieter haben sich auf aufbereitung spezialisiert, sie kaufen also gebrauchte Geräte, überholen sie und verkaufen sie weiter. Ein Trend, der bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern oft noch auf Skepsis stößt. Das Label „gebraucht“ hat oft einen unangenehmen Beigeschmack: Was kann alte Technik noch leisten und kann die Qualität mithalten?

Die Firma Interzero aus Berlin und Köln will gebrauchte Geräte genau aus dieser „Schmuddelecke“ holen. „Gebrauchte Technik zu kaufen, soll ein Erlebnis wie neu sein“, sagt Dirk Krolikowski, Leiter Betrieb, Technik und Prozesse. „Nur dann entsteht der Effekt des Weitererzählens.“

Portale, auf denen gebrauchte Technik angeboten wird, gibt es inzwischen viele. Sie werben mit Slogans wie „Gut für dein Karma, gut für den Geldbeutel − wiederverwenden statt neu kaufen“. Der Preis spielte dabei eine entscheidende Rolle, berichtet die Verbraucherschutzzentrale. Aus Umfragen wisse man, dass die Mehrheit gar nicht auf die neusten Innovationen schaue. „Stattdessen ist oft der Preis wichtiger. Wer gebraucht kauft, spart Geld und Ressourcen.“ Bis zu 50 Prozent Ersparnis gegenüber einem Neukauf seien möglich.

Aus Sicht der Verbraucherschutzzentrale muss jedoch genau hingeschaut werden. So sollen Verbraucherinnen und Verbraucher checken, ob es Qualitätsprozesse gibt, die ein Smartphone oder Laptop beim Anbieter durchlaufen muss. Auch die Bebilderung könne ein Hinweis sein. „Ist sie vom angebotenen Produkt im aktuellen Zustand oder ein Katalogfoto?“

Bei Interzero ist es ein aufwendiger Weg vom abgegebenen Laptop oder Tablet zum generalüberholten Gerät. „Zunächst werden die Geräte ausgepackt und identifiziert und inventarisiert“, sagt Krolikowski. „Firmen behandeln ihre Technik besser als die Leute zu Hause“, berichtet er. Die meisten Geräte kommen hier aus Firmen an und nur manche aus Privatgebrauch.

Zu Hause landet das alte Smartphone doch oft nur in der Schublade. Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom lagerten im vergangenen Jahr rund 210 Millionen Alt-Handys in Haushalten in Deutschland.

WZ 17.8.23 Stella Venohr

Eine Bundesbehörde hat eine Debatte ausgelöst, die den Windkraft-Ausbau vor allem im Norden beschleunigen könnte: Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte sich dafür ausgesprochen, in Regionen mit viel Windkraft die Gebühren für den Strom zu senken – indem sie von hohen Gebühren entlastet werden. Denn weil die Verbraucher grundsätzlich nicht nur für den Strom zahlen, sondern in Form der „Netzentgelte“ auch für die Leitungen und die Investitionen ins Netz, wird in Windkraft-Regionen deutlich mehr gezahlt als im Süden, wo man von dem Windstrom aus dem Norden preisgünstig profitiert.


Der Gegenwind aus dem Süden kam prompt: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) befürchtet höhere Strompreise und Nachteile für Bayerns Industrie – und lehnte die Pläne ab.

 

Doch der Kanzler stärkte dem Agenturchef nun den Rücken: „Wir werden sehr zügig eine gerechte Lösung finden, die natürlich zur Entlastung im Norden und Osten führt“, sagte Scholz auf einer Bürgerveranstaltung in Potsdam. Er habe mit den 16 Ministerpräsidenten bereits das Gespräch aufgenommen.

Zuspruch kam unter anderem schon aus den Windkraftländern Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. „Für die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende ist es entscheidend, dass die Kosten so schnell wie möglich fair verteilt werden“, sagte der Kieler Staatssekretär für Energiewende und Klimaschutz, Joschka Knuth (Grüne). „Wichtig ist, dass jetzt nicht nur Bewegung, sondern richtig Tempo in die Sache kommt.“


Die Ampel-Fraktionen im Bundestag stehen für die Reform schon bereit. „Die gegenwärtige Regelung der Netzentgelte kann keinen Bestand haben“, sagte SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch. Auch die Energieexpertin der Grünen, Ingrid Nestle, gab Müller wie Scholz Recht: „Hohe Netzkosten in Regionen mit viel Wind- und Sonnenstrom sind ungerecht und ein Nachteil für den ländlichen Raum.“ Und der FDP-Sprecher für Energiepolitik, Michael Kruse, schlug außerdem vor: „Wer viel Erneuerbaren Strom aus dem Norden in den Süden durchleitet, muss dafür belohnt werden. Es kann zukünftig nicht mehr sein, dass einzelne Bundesländer den Ausbau von Erneuerbaren blockieren und andere Bundesländer dafür zahlen lassen.“

Wirtschaftsminister Habeck kündigte derweil eigene Beschleunigungsschritte zum Ausbau von Solar- und Windkraft an – vor allem durch Bürokratie-Abbau. Mit einem „Praxis-Check“ werde sein Ministerium „möglichst konkret identifizieren, welche Regelungen entfallen oder geändert werden müssen“, damit „wichtige wirtschaftliche Investitionen leichter getätigt werden können“, sagte er. Teile der Neuerungen sind bereits vom Bundeskabinett im „Solarpaket 1“ beschlossen worden und etwa den Betrieb von Photovoltaik-Anlagen auf Balkonen deutlich attraktiver machen.
 

Wz 16.8.23 Von Steven Geyer

Wülfrath. Der Bürgerverein Düssel hat seine Idee für eine Bebauung des Sportplatzes vorgestellt: Ein Turm mit Wohnungen und einer Dachterrasse – und zwar im Hundertwasser-Stil. 

„Wir wollen keine kasernenartige Bebauung auf unserem ehemaligen Sportplatz in Düssel, wie sie die Verwaltung in ihrer Vorlage präsentiert hat“, kritisiert der Vereinsvorsitzende Thomas Kaulfuß.

In den Plänen des Bürgervereins soll es hoch hinaus gehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein an den Hundertwasser-Stil erinnernder Wohnturm mit einer Dachterrasse samt Café soll auf dem Sportplatz entstehen. Die Idee ist stilistisch nicht so weit hergeholt wie man zunächst annehmen könnte: Im  Hundertwasser-Kindergarten und der Hundertwasser-Siedlung spiegelt sich die Kunst des österreichischen Malers und Architektur-Visionärs bereits wider.

Die Planungsskizze des „Düsselturm“ bilde laut Thomas Kaulfuß jedenfalls in der Formensprache einen „eklatanten Kontrast zur Planung der Stadt“. Der Bürgermeister habe schließlich dazu aufgefordert, eigene Vorschläge zu machen.

Letztlich soll der Turm nicht nur hübsch anzusehen sein, sondern ein positives Wohnumfeld bieten: Weniger versiegelte Flächen als im Entwurf der Stadt, viel Platz für Gestaltungsgrün, ein Spielplatz und Abstellflächen. Kurzum: Der Leuchtturm soll äußerst attraktiven Wohnraum schaffen, „denn es ist bekannt, dass Wohnraum in der Formensprache von Friedensreich Hundertwasser sehr begehrt ist“, erklärt man beim Bürgerverein. Dort sieht man auch für Düssel selbst einen Vorteil: Das „Dorf an der Düssel“ würde enorm aufgewertet, locke viele interessierter Besucher an.

Thomas Kaulfuß fasst es so zusammen: „Aus unserer Sicht schlägt ein solches im wahrsten Sinne des Wortes Leuchtturmprojekt alle Fliegen mit einer Klappe durch ein äußerst attraktives Äußeres mit genügend Wohneinheiten in begrünter Umgebung und vielleicht einem Wiener Kaffeehaus auf dem Dach, von dem aus man die Kuppel des Kindergartens sehen kann. Von der Steigerung der Attraktivität Düssels und damit auch der gesamten Stadt Wülfrath ganz zu schweigen.“

Und die Kosten für den Düsselturm? Die Kostenfrage könnten nur die Verwaltung oder ein interessierter Bauträger beantworten, so Reinhart Hassel. „Ich bin da optimistisch, dass sich ein solches Projekt in der wirtschaftlichen Gesamtschau für Wülfrath durchaus rechnen könnte, auch wenn die einzelwirtschaftliche Betrachtung für den Bau eines Düsselturms vielleicht teurer ist als für die angedachte Lösung der Stadt. Die Stadt muss nur wollen.“

Die Verwirklichung der Wohntraum-Turmes sei „eben nichts für Zauderer, sondern für Macher, die Freude daran haben, dass scheinbar Unmögliche Mögliche zu machen und so auch Zeichen setzen wollen und können“. Mit dieser Botschaft richtet der Bürgerverein Düssel sich explizit an die Politik und die Verwaltung der Stadt Wülfrath.

Supertipp 19.8.23 Andre Volkmann